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Kulturschock in Peru

So überstehst du den Kulturschock

Mit ein paar Tipps den Kulturschock umgehen – das wäre schön. So einfach ist es aber leider nicht, denn der Kulturschock wird durch vielseitige psychische Prozesse ausgelöst. Wie du dich aber bestens auf ihn vorbereiten und dabei auch einiges über dich selbst und dein Zielland lernen kannst, verraten wir dir hier.  

Von Alisha Frei

Kulturschock – was ist das eigentlich?

Der Kulturschock ist kein Schock im eigentlichen, medizinischen Sinne. Knapp zusammenfassen könnte man ihn so: Nach deiner Ankunft in einem fremden Land wirst du dich unterbewusst neu anpassen und natürlich auch viel über die Unterschiede zur Heimat reflektieren. Und dabei wird dir einiges nicht gefallen. Der Kulturschock bezieht sich nicht nur auf die eigentliche Kultur eines Landes, sondern auch auf alles drumherum: Infrastrukturen, Kommunikations- und Lebensweisen, soziale Unterschiede...

Psychologen und Verhaltensforscher haben sich schon intensiv mit diesem Phänomen auseinandergesetzt. Cora Duborg, eine US-amerikanische Anthropolgin, prägte den Begriff in den 50er Jahren. Weiter ausgeführt wurde die Theorie von ihrem Kollegen Kalervo Oberg, der auch bestimmte Symptome für den Kulturschock festlegte und eine Verlaufsform definierte. Diese gliedert sich in folgende vier Phasen:  

Honeymoon: Einfach nur Wow!

Willkommen in der ersten Phase der Verliebtheit in das neue Land! Du findest alles spannend und aufregend, entdeckst jeden Tag Neues und bist einfach nur begeistert von deinem neuen Zuhause, der Landschaft, den Menschen, dem Essen, der Kultur...

Krise: Es ist doch nicht alles Gold, was glänzt

So langsam fällt dir auf, dass es hier viele Dinge gibt, die dir nicht so gefallen. Vielleicht hast du auch Probleme mit kulturellen Eigenheiten, bist schon in ein paar Fettnäpfchen getreten oder kommst mit der Sprache nicht zurecht. Immer öfter denkst du dir: „Zuhause wird das aber besser gemacht“. Jetzt befindest du dich mitten im Kulturschock! In dieser Phase kannst du dich fehl am Platz und orientierungslos fühlen. Unmut oder auch Wut über die unbekannte Kultur und alles Fremde machen sich breit. Auch physische Beschwerden, wie Kopfschmerzen oder Müdigkeit können auftreten, ebenso wie ein erhöhtes Hygienebedürfnis.

Erholung: Licht am Ende des Tunnels

Aber dennoch, es kommt die Zeit, um sich vom Kulturschock zu erholen. Du lebst dich ein, entwickelst immer mehr Verständnis für die fremde Kultur. Auch der Umgang mit der Sprache fällt dir leichter und du lernst tolle neue Leute kennen. Du merkst: Langsam komme ich hier an!

Anpassung: Kulturschock überstanden

Du hast es geschafft und bist richtig angelangt! Du fühlst dich gut integriert, hast die neue Kultur an- und teilweise auch übernommen. Manche Eigenarten gefallen dir vielleicht sogar besser als das, was du von Zuhause kennst. Du bist zufrieden und entspannt.  

Der Kulturschock kann jeden treffen, unabhängig von Alter oder psychischer Konsitution. Er muss dich aber auch nicht treffen. Vielleicht fällt dir die Anpassung an neue Gegebenheiten auch einfach leichter, und du fühlst dich schnell wohl. Es kann aber auch passieren, dass du erst nach einigen friedlichen Monaten vom Kulturschock überrumpelt wirst. Besonders dann ist es wichtig, sich richtig mit deinen Gefühlen und Gedanken auseinanderzusetzen.

Unsere Tipps, um besser mit dem Kulturschock umzugehen:  

1. Informiere dich vor der Abreise in Ruhe über dein Zielland, dessen Infrastruktur, Kultur und Lebensstandard. Benutze dafür möglichst verschiedene Quellen. So kannst du einen Eindruck davon bekommen, was auf dich zukommt und ersten Fettnäpfchen aus dem Weg gehen.

2. Lies auch nach, was dich bei einer Projektarbeit erwartet. So gehst du dem Risiko aus dem Weg, erst einmal enttäuscht zu sein, denn selten spiegeln unsere Erwartungen die Realität wieder. Sei besser offen für alles, und lass dich neugierig und ungezwungen auf die neuen Erlebnisse ein!

3. Ist der Kulturschock im Anmarsch, heißt es erst mal: Keine Panik! Versuche, möglichst besonnen und offen damit umzugehen. Mach dir bewusst, dass du selbst nicht die Ursache für den Unmut bist und es viele andere Menschen gibt, die auch damit zu kämpfen haben.  

4. Ganz wichtig: Reflexion. Wenn dich etwas ärgert oder dir unverständlich erscheint, hinterfrage dich selbst, warum das so ist. Gerade in schwierigen Phasen ist es wichtig, achtsam zu sein. Nimm die Chance wahr, deine Selbstwahrnehmung ein bisschen zu schulen.  

5. Kommuniziere! Friss nicht alles in dich hinein, sondern lass deinem Unmut freien Lauf. Häufig sehen die Dinge schon anders aus, wenn man sie nur laut ausspricht. Deine Freunde und Familie daheim hören dir mit Sicherheit gerne zu, wenn du dich nicht gut fühlst. Aber vielleicht triffst du auch andere Volunteers, die gerade ebenso vom Kulturschock überwältigt sind – gegenseitig könnt ihr euch am besten helfen, und bei gemeinsamen Unternehmungen auf andere Gedanken kommen. Und letztlich ist auch ein kleiner Tratsch mit netten Locals eines der besten Gegenmittel zum Kulturschock. Dass du dabei nicht gerade aufzählen solltest, was dich an ihrem Land gerade nervt, ist hoffentlich klar!   

6. Bleib positiv! Du bist gerade dabei, dich an die Gegebenheiten in einem neuen Land anzupassen. Die schlechte Phase wird bald vorübergehen, und dann kannst du deinen Auslandsaufenthalt wieder in vollen Zügen genießen!  

Nächster Schock: Die Heimkehr

In einem erweiterten Modell des Kulturschocks gibt es übrigens noch ein fünfte Phase: Den Eigenkultur-Schock. Der tritt auf, wenn du nach einer längeren Zeit im Ausland wieder zurück in die Heimat kommst. Kurioserweise geht dann das ganze Spiel von vorne los, und du musst dich erst wieder an Deutschland gewöhnen...