Lateinamerika
Salvador Allende war Präsident von Chile

Politik in Lateinamerika

Revolutionen, Putsche & Korruption

Die Geschichtsbücher Lateinamerikas sind voll von Einträgen über Militärdiktaturen, Guerillas, Drogenhandel und Vetternwirtschaft. Man könnte fast meinen, dass in dieses Chaos nie Ruhe einkehrt. Tatsächlich sind in den letzten drei Jahrzehnten aber stabilere Verhältnisse eingetreten. Bis dahin war es ein langer Weg. Wir haben für dich einige wichtige Entwicklungen der lateinamerikanischen Politik und der jüngeren Geschichte zusammengestellt.

Die Unabhängigkeitskriege

Die Französische Revolution brachte Europa ins Wanken. Napoleon mischte die alten Herrschaftsverhältnisse durcheinander. Die südamerikanischen Staaten, die seit Jahrhunderten Kolonien der Spanier und Portugiesen waren, nutzen das Chaos in Europa, um ihre Unabhängigkeit zu erlangen. Durch die Unabhängigkeitskriege zwischen 1809 und 1825 bekamen die meisten Staaten Lateinamerikas ihre Souveränität. Zum Idol der Freiheitsbewegung wurde Simón Bolivar. Er ließ sich von liberalen europäischen Denkern inspirieren und trat für ein unabhängiges und demokratisches Lateinamerika ein.

Die kubanische Revolution

Die sozialistische Revolution auf Kuba von 1959 ist nicht nur für das Land selbst das wichtigste Ereignis seiner Geschichte gewesen. Die politische Bedeutung strahlte weit über den kleinen Karibikstaat hinaus. Der Kalte Krieg war mitten in Amerika angekommen. Im Oktober 1962 hätte es fast einen Atomkrieg gegeben, nachdem die Sowjetunion Raketen auf der Insel stationiert hatte. Auch für weltweite Protestbewegungen hatte die Revolution enorme Bedeutung: Ernesto „Che“ Guevara und Fidel Castro werden bis heute von manchen als Revolutionshelden verehrt.    

Militärputsche und Bürgerkriege

In vielen Staaten Lateinamerikas spitzte sich der Konflikt zwischen linken und rechten Kräften nach der kubanischen Revolution dramatisch zu. Als Antwort auf die sozialistische Bedrohung setzten sich zwischen 1965 und 1985 in fast allen Ländern Lateinamerikas Militärdiktaturen mit Hilfe der USA an die Macht. Die Linken führten gegen die autoritären Regierungen Guerillaaktionen durch. Die Regime ließen paramilitärische Gruppen auf Oppositionelle los. So entstand eine blutige Gewaltspirale. In einigen Ländern kooperierten beide Seiten mit Drogenkartellen, um ihre militärischen Aktionen zu finanzieren.

Demokratisierung und neue soziale Bewegungen

Anfang der 1980er Jahre gerieten die Staaten unter den Militärregierungen zunehmend in wirtschaftliche Krisen. Ihre Verwaltungsapparate waren ineffizient und für Korruption anfällig. Die Zulassung von neuen Parteien zur Wahl und der Übergang zu zivilen Regierungen sollten die größten Probleme lösen. Die veränderten politischen Bedingungen und der stärkere Export von Rohstoffen brachte in vielen Ländern stabilere Verhältnisse. Doch die Korruption und Armut blieben. Hinzu kamen neue Schwierigkeiten wie Umweltverschmutzung und der immer unkontrolliertere Zuzug in die Städte.  

Neue soziale Bewegungen setzen sich seit den 2000er Jahren verstärkt für die Rechte etwa von Armen, Frauen und der indigenen Bevölkerung ein. In der Folge kamen einige linke Regierungen mit sozialen Versprechungen an die Macht, wie von Lula da Silva in Brasilien oder Hugo Chávez in Venezuela. Viele Länder Lateinamerikas sind mittlerweile stabile Demokratien. Dir Armut ist in den letzten Jahren zurückgegangen. Zudem haben sich insbesondere in Chile, Argentinien oder Brasilien Mittelschichten gebildet, die nach westliche Lebensstandards leben.

Lage in Peru und Ecuador  

Auch die in den Anden gelegenen Staaten Peru und Ecuador können einige Erfolge vorweisen: Insbesondere durch den Rohstoffexport konnte in den letzten Jahren ein hohes Wirtschaftswachstum erzielt werden. Doch das bringt auch Probleme mit sich. Die Erdölfördergebiete, Kupfer- und Goldmienen liegen oftmals in Naturschutzgebieten. Darunter leidet die Umwelt und Trinkwasserqualität. Gegen den Abbau wehren sich insbesondere indigene Bevölkerungsgruppen. Ihr Repräsentanz in den politischen Institutionen ist allerdings gering. In Ecuador ist seit 2007 die linksnationalistische Alianza País an der Macht, die einige sozialpolitische und infrastrukturelle Maßnahmen auf den Weg gebracht hat. In Peru ringen alte Eliten autoritärer Regierungen mit konservativ-liberalen Kräften um Einfluss. Die letzte Präsidentschaftswahl 2016 gewann der mitte-rechts Kandidat Pedro Pablo Kuczynski.