Simone im Theater-Projekt in Ecuador

Simone ist als erster Volunteer im Theater-Projekt für Menschen mit Behinderung in Salinas. Sie berichtet vor Ort von den Aufführungen, dem Schulalltag mit verschiedenen Workshops, Flötenunterricht, Hundetraining und vielem mehr.

Von Simone T., August 2017

Anfang Juli ging es für mich los nach Ecuador! Nach 17 Stunden landete ich in Guayaquil und wurde schon von einem Mitarbeiter von Manatapu empfangen, der mich zu einem Hostel brachte, in dem ich in der ersten Nacht blieb. Am nächsten Morgen wurde ich dann zum Bus Terminal gebracht und fuhr zwei Stunden weiter nach Santa Elena, wo mich Malena, meine Gastmama, schon erwartete. Sie brachte mich nach Salinas zum Volunteer-Haus, das genau neben ihrem Haus ist, und zeigte mir alles. Unter der Woche bekommt man im Haus von Malena Frühstück und das Abendessen wird in das Volunteer-Haus gebracht. Am Wochenende ist Selbstverpflegung. Ich hatte dann 1,5 Stunden Zeit mich auszuruhen und ein paar Sachen auszupacken, da am gleichen Tag noch mein Sprachkurs begann, den ich auch bitter nötig hatte!

Sprachkurs: Essensbestellung & Ausgehtipps

Den Sprachkurs macht Ilka, eine Deutsche die nach Ecuador ausgewandert ist. Ich hatte zwar drei Jahre lang Spanisch in der Schule, aber davon ist nicht allzu viel hängen geblieben und da half mir Ilka wirklich sehr! Der Spanischunterricht besteht zur Hälfte aus Grammatik und zur anderen Hälfte aus praktischen Sachen. Zum Beispiel gingen wir in ein ecuadorianisches Restaurant oder zu einer Bäckerei und ich musste Essen bestellen oder fragen was das Essen beinhaltet. Wir fuhren zum Markt nach La Libertad, wo ich nach den Preisen von verschiedenem Gemüse und Obst fragen musste oder sie zeigte mir Salinas und gab mir Tipps wo man am besten Essen gehen kann, welcher Strand etwas leerer ist oder wo gute Bars sind. Auch nach dem Sprachkurs konnte ich Ilka immer anschreiben und ihr Fragen stellen, sie hat wirklich immer ein offenes Ohr!  

„Die Schüler sind mit sofort ans Herz gewachsen“

Nach dem 5-tägigen Sprachkurs begann mein Projekt. Ich wurde von Pia, der Leiterin des Projekts, und den 7 Schülern herzlich empfangen und sie zeigte mir die Schule. Die Schüler sind im Alter von 18-33 Jahren und sind mir sofort ans Herz gewachsen! Die meisten Schüler haben das Down Syndrom, doch das schränkt ihre Freude am Leben so gar nicht ein! Pia versucht ihnen in der Schule beizubringen, dass sie selbstständige und schlaue Leute sind und damit hilft sie den Kindern enorm, da in Ecuador spezielle Menschen nahezu gar keine Förderungen erhalten und sie sonst den ganzen Tag nur im Haus sitzen würden. Pia hat die Schule komplett selber aufgebaut und leitet sie auch alleine, das heißt, sie hält den Unterricht, kocht das Mittagessen und bezahlt auch Strom und Wasser komplett selber. Deswegen ist sie über jede helfende Hand sehr glücklich!  

Fehler im Theater sind erlaubt ;)

Ich muss auch dazu sagen, dass ich vor meinem Projekt noch NIE etwas mit Theater am Hut hatte und auch nicht gerade die begnadetste Tänzerin bin, aber das macht wirklich gar nichts! Es wird einem alles von José, einem Theaterpädagogen, der alle 2 Wochen an die Schule kommt, erklärt und auch genau gezeigt. Und Fehler sind erlaubt! Man kann nicht immer alles perfekt machen und das wird auch gar nicht von einem erwarten ;-). In der ersten Woche habe ich mich auch komplett noch mit Händen und Füßen verständigt, doch das Spanisch wird mit der Zeit immer besser und man kann sich echt immer irgendwie verständigen!  

Vorfreude auf die Aufführung

José zeigt einem auch was man in den nächsten zwei Wochen für Übungen mit den Schülern machen soll, damit man sie gut für die nächste Theateraufführung vorbereitet. Ich selber war bei der Theateraufführung von Romeo und Julia in Guayaquil dabei und es war echt schön anzuschauen, vor allem wie sich die Schüler darauf freuen! Bei den Theateraufführungen wird auch immer ein kleines Eintrittsgeld verlangt, dass die Schüler nach der Aufführung bekommen, damit sie sich zum Beispiel eine neue Brille oder Arztbesuche leisten können, da viele Schüler aus sehr armen Verhältnissen stammen und sich selber sowas nie leisten könnten.  

Pia – eine echte super Köchin!

Aber jetzt zurück zum Schulalltag. Ein normaler Schulalltag ist so aufgebaut:  

8:30 Uhr: Man sperrt die Schule auf, öffnet alle Fenster und schaltet schon einmal die Musik ein  

9:00 Uhr: Sollten die Schüler pünktlich mit dem Schulbus ankommen, aber bei der ecuadorianischen Pünktlichkeit kann es auch mal zu kleinen Verspätungen kommen ;-)  

9-11 Uhr: Zuerst wird gebetet, dabei darf jeder Schüler selber etwas sagen für was er z.B. danken möchte. Danach fängt man an sich aufzuwärmen und macht die Übungen, die José einem gezeigt hat, beziehungsweise übt mit den Schülern neue Theaterszenen oder Tänze.  

11-11:20 Uhr: Jetzt ist eine kleine Pause in der die Schüler essen können und es wird sehr viel miteinander geredet. Ab jetzt kann man sich den Unterricht selber einteilen wie man möchte, da hat man komplette Freiheiten! Ich habe es mir meistens so eingeteilt:  

11:20-12:15 Uhr: Sprache und Mathe, das heißt die Schüler lernen zum Beispiel Buchstaben, wie man die Wochentage schreibt, wie man Wörter richtig betont, da sie oft Buchstaben verschlucken, oder sie lernen die Zahlenreihenfolge. Jedes Kind hat sein eigenes Heft wo man nachschauen kann auf welchem Level es ist, also ist der Unterricht immer ganz locker und entspannt.  

12:15-13:00 Uhr: Malen und Basteln. Entweder man gibt den Schülern ein Thema vor, was sie malen sollen oder man lässt sie einfach drauf los malen. Pia stellt auch immer verschiedene Materialien zur Verfügung, sodass man sich echt austoben kann!  

13:00-13:30 Uhr: Mittagspause. Man sitzt zusammen an einem Tisch und isst zusammen und ich muss sagen, dass Pia echt eine super Köchin ist!  

13:30-14:20 Uhr: Entweder kommt Cristina mit einem Hund, sodass sich die Schüler langsam an Hunde gewöhnen oder ich habe Flöten-Unterricht gegeben, weil ich früher Flöte gespielt habe und Pia dafür auch extra Flöten organisiert hat, was nochmal unterstreicht das man sich komplett in der Unterrichtsgestaltung miteinbringen kann!  

14:30 Uhr: Ist dann die Schule zu Ende.

Jede helfende Hand wird gebraucht

Da ich der erste Volunteer hier bin, steht hier alles noch in den Startlöchern das heißt dass ich hauptsächlich den Unterricht gehalten habe und so Pia unterstützen konnte. Die Kinder werden gerade langsam an die Hunde gewöhnt und es wird alles Schritt für Schritt aufgebaut. Deswegen ist es umso wichtiger, dass sich für dieses Projekt viele Volunteers melden, da man hier wirklich jede helfende Hand brauchen kann! Ob man jetzt bei dem Aufbau der Hunde-Shelter hilft oder Pia bei der Gestaltung des Unterrichts unterstützt, hier ist echt für jeden was dabei!

„No somos solo amigos – somos una familia“

Insgesamt bin ich hier in Salinas sieben Wochen und fünf Wochen sind jetzt schon vorbei und ich kann sagen, dass der Abschied mir echt nicht leicht fallen wird! Ein Schüler hat auch am Anfang des Unterrichts zu mir gesagt „No somos solo amigos – somos una familia“ (Wir sind nicht nur Freunde – Wir sind eine Familie) und das passt echt, denn man fühlt sich hier mega wohl, man wird herzlich aufgenommen und man merkt, dass jeder froh um Helfer ist! Deswegen kann ich dieses Projekt auch nur weiter empfehlen :) Und auch wenn man unter dem Projekt Fragen hat oder einem etwas stört dann hat Vivi 24/7 ein offenes Ohr für dich und sie nimmt sich echt immer Zeit!  

Wenn ihr irgendwelche Fragen habt könnt ihr euch echt jederzeit bei mir melden, ich werde so gut wie’s geht antworten! :)

Hier gibt es einen Einblick in eine Theaterprobe.