Clara im Erdbebenprojekt

ManaTapu: Du warst im Erdbebenhilfe- und Permakulturprojekt in Ecuador – was kannst du uns darüber erzählen?

Clara: Das Projekt zeichnet sich dadurch aus, dass die Arbeitsbereiche ziemlich vielseitig sind. Die Teams der Hilfsorganisationen und Projekte im Camp und in Canoa arbeiten viel zusammen und helfen sich gegenseitig. Die ersten Tage habe ich damit verbracht, verschiedene Arbeiten zu verrichten, im Camp und in einer vorübergehenden Zelt-Unterkunft für Leute, die ihr Haus durch das Erdbeben verloren haben.

In der zweiten Woche wurde begonnen, nachhaltige und erdbebensichere Häuser zu bauen. In den Bau des ersten Hauses war ab da das ganze Team involviert und ich hatte das Glück vom Anfang bis beinahe zum Ende dabei zu sein. Das war immer viel körperliche Arbeit, aber hat Spaß gemacht und man konnte dabei sehr viel lernen.  

ManaTapu: Wie sehen der Alltag und das Leben im Camp aus?

Clara: Jeden morgen wurden wir auf einem Truck zur Baustelle gefahren und nachmittags nach der Arbeit sind wir oft noch in Canoa geblieben oder an den Strand gegangen. Abends haben wir dann noch unsere Aufgaben im Camp erfüllt, wie zum Beispiel kochen und haben gemeinsam gegessen. Das Leben im Camp war eine besondere Erfahrung, da man mit Leuten unterschiedlicher Nationen zusammenwohnt und außerdem sehr naturnah und nachhaltig lebt und dadurch einiges darüber lernt. Die Stimmung war immer sehr entspannt und lustig.

„Man sollte ohne genaue Erwartungen das Land auf sich wirken und sich überraschen lassen.“  

ManaTapu: Wie war der Sprachkurs? Wie haben sich während deinem Aufenthalt deine Spanischkenntnisse entwickelt?

Clara: Mein Sprachkurs bei Ilka in Salinas hat mir sehr gefallen. Vor allem habe ich Wörter gelernt, die im lateinamerikanischen Spanisch anders sind als im spanischen. Außerdem lag der Fokus mehr auf der alltäglichen Kommunikation als im Spanischunterricht in der Schule und ich habe einiges über die Kultur in Ecuador gelernt. Die kleinen Ausflüge mit Ilka zum Beispiel auf den Markt haben mir auch geholfen, mich einzugewöhnen und zurechtzufinden. Im Camp habe ich weniger Spanisch gesprochen als ich erwartet hätte, da viel Englisch und Deutsch mit den anderen Volunteers gesprochen wurde, aber mit Einheimischen habe ich mich auf Spanisch unterhalten, was ich jetzt viel besser kann als vor der Reise.  

ManaTapu: Welche Tipps hast Du für Volunteers, die demnächst nach Ecuador reisen?  

Clara: Man sollte sich nicht durch Leute beirren lassen, die meinen Lateinamerika, sei überall unglaublich gefährlich, sondern möglichst ohne genaue Erwartungen das Land auf sich wirken und sich überraschen lassen. Natürlich kann und sollte man sich davor ein bisschen darüber informieren, was man besser nicht tun sollte, aber die Leute vor Ort können einem nochmal besser erklären, was man beachten und womit man vorsichtig sein sollte, wie zum Beispiel nachts alleine rauszugehen. Man sollte auf jeden Fall Spezialitäten, die es in Europa kaum gibt, probieren wie Gerichte aus Kochbananen oder exotische Früchte und auch Fischgerichte direkt an der Küste. Dinge wie nachts alleine unterwegs oder am Strand zu sein, sollte man nicht machen. Man sollte aber auf die Empfehlungen vor Ort achten.  

ManaTapu: Hast du dich bei der Reise sicher gefühlt? Gab es problematische oder komplizierte Situationen? Konnte dir ggf. das ManaTapu Team weiterhelfen?

Clara: Ja, ich habe mich eigentlich immer sicher gefühlt. Als ich krank war, konnten mir die Leute aus dem Projekt auch helfen, einen Arzt zu finden.  

Ecuador: klein, aber unglaublich vielseitig  

ManaTapu: Siehst du jetzt Ecuador und Lateinamerika mit anderen Augen? Was von deinen Erwartungen von dem Land hat sich erfüllt? Wovon warst du überrascht?

Clara: Ich hatte keine besonders exakten Erwartungen an das Land und fand es so sehr spannend, das Leben und die andere Kultur dort kennenzulernen. Alles spielt sich mehr draußen ab, fast alle Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit und man sieht, dass man auch auf eine einfachere Weise leben kann. Außerdem gehen die Leute mit chaotischen Situationen und schwierigen Lebenssituationen oft entspannter um. Dass Ecuador trotz seiner geringen Größe sehr vielseitig sei, sowohl was die Kultur betrifft als auch die Natur, ist auf jeden Fall wahr und macht das Land aus. Was mich überrascht hat, war, dass es doch sehr viele Touristen in Ecuador gibt und das Land auch sehr darauf eingestellt ist.  

ManaTapu: Wie viel Kontakt hattest du mit der Bevölkerung vor Ort? Hattest du das Gefühl, in ihren Alltag einzutauchen?

Clara: Vor allem in Canoa habe ich viele Leute kennengelernt, die man auch immer wieder trifft, da es eine kleine Stadt ist. An unserem Arbeitsplatz, wo das Haus für Rubi gebaut wurde, die auch jeden Tag für uns gekocht hat, haben wir ihre Familie, die Nachbarn und Kinder kennengelernt, die teilweise auch mitgeholfen haben. Dort und bei der Arbeit im Camp konnte ich so einen Einblick in den Alltag der Einheimischen bekommen.  

„Ich musste mich wieder daran gewöhnen, dass nicht jeder Tag so interessant ist.“    

ManaTapu: Wie war dein Rückweg? Und wie fühlt es sich an, wieder zuhause zu sein? An was musstest Du dich erst wieder gewöhnen? Und was vermisst du?

Clara: Auf dem langen Rückweg hatte ich sehr gemischte Gefühle, da ich einerseits gerne noch mehr Zeit in Südamerika gehabt hätte und mich andererseits auch auf meine Familie und Freunde gefreut habe. Wieder zu Hause bei ihnen zu sein ist natürlich schön, aber ich musste mich schon wieder umgewöhnen, daran, dass nicht jeder Tag so interessant ist und daran, dass die Menschen in Deutschland oft ungeduldig sind und sich über vieles schnell aufregen. Die Einstellung der Menschen in Südamerika und die Stimmung vermisse ich sehr, genauso wie die beeindruckende und grüne Natur und das warme Klima an der Küste.  

ManaTapu: Würdest du noch einmal an einer Freiwilligenarbeit teilnehmen?
 Falls ja: Was würdest du dann anders machen?

Clara: Ja, das würde ich, da es eine tolle Art ist, ein Land und seine Bewohner wirklich kennenzulernen, die guten wie die schlechten Seiten, und einen Beitrag zu leisten. Andere Tätigkeiten im sozialen oder medizinischen Bereich fände ich auch noch interessant und ich würde gerne noch andere Länder wie z.B. Kolumbien kennenlernen. Außerdem würde ich den Reisezeitraum möglichst nicht von Anfang an begrenzen, damit man flexibler ist, sowohl was die Länge der Freiwilligenarbeit betrifft als auch das Reisen danach.  

ManaTapu: Trägt das Projekt aus Deiner Sicht in einer sinnvollen Art und Weise zur Verbesserung der Situation vor Ort bei? Hattest du das Gefühl, dass dein Einsatz im Projekt nützlich ist?  

Clara: Ja, ich denke dass die Projektarbeit sinnvoll und nachhaltig ist, da Menschen, die es wirklich benötigen, direkte Unterstützung erfahren, die darauf ausgerichtet ist, dass sie auf Dauer unabhängig leben können. Dadurch, dass ich die Erfolge und die Dankbarkeit der Menschen sehen konnte, habe ich mich in der Projektarbeit auf jeden Fall nützlich gefühlt.  

Clara im Erdbebenprojekt
Clara im Erdbebenprojekt
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