Aus europäischer Sicht werden Mittel- und Südamerika oft als einheitliche kulturelle Region wahrgenommen. Das mag damit zu tun haben, dass die meisten Länder Lateinamerikas durch die europäische (und insbesondere spanische) Kolonialisierung eine ähnliche historische und damit kulturelle Entwicklung durchgemacht haben. Und sicherlich gibt es auch heute noch über die Ländergrenzen hinweg viele Gemeinsamkeiten, aber eben auch viele typische kulturelle Eigenheiten der einzelnen Regionen. Wir stellen die in diesem Beitrag beides vor: Das, was typisch ist für ganz Lateinamerika, und einige regionale bzw. landestypische kulturelle Besonderheiten. Du wirst sehen, dass es zwischen Mexiko und Feuerland eine Menge zu entdecken gibt!

Fußball, Favelas und Megastädte prägen unser Bild der lateinamerikanischen Gesellschaft. Sie gehören natürlich dazu. Allerdings hat dieser Kulturraum noch viel mehr zu bieten. Um alle kulturellen Facetten eines Landes zu entdecken, sollte man am besten selber in die lateinamerikanische Kultur eintauchen.

Sprachen

In Brasilien wird portugiesisch gesprochen und in den übrigen Ländern Lateinamerikas spanisch. Stimmt. Aber auch nur zum Teil. Denn in Lateinamerika werden über 900 Sprachen gesprochen. Hunderte indigene Volksgemeinschaften haben ihre eigene Sprache. In manchen Ländern sind sie fester Bestandteil des schulischen Lehrplans und zudem Amtssprache. Dazu kommen die regionalen Ausprägungen der spanischen und portugiesischen Sprache, bei denen selbst Muttersprachler manchmal ganz genau hinhören müssen.

Musik & Tanz  

Die lateinamerikanischen Rhythmen sind längst fester Bestandteil der westlichen Popkultur. Und das nicht nur mit Sängerinnen wie Shakira. Auch viele US-amerikanische und europäische Künstler greifen auf Bestandteile lateinamerikanische Musik zurück. Dabei unterscheidet sich die volkstümliche Musik regional doch stark. In den Andengebieten werden häufig Blasinstrumente verwendet wie die Panflöte. Im Gegensatz dazu steht der typische Reggae der Karibik oder die heißen Rhythmen des brasilianischen Sambas.  

Politik

Lateinamerika kennt Unabhängigkeitsbewegungen, Revolutionen, Militärputsche und Drogenkriege. Charismatische Führungsfiguren wie Ernesto Che Guevara oder Juan Perón eroberten die Herzen ihrer Anhänger und zogen die Verachtung ihrer Feinde auf sich. Nach der Zeit der Militärdiktaturen ist ein Prozess der Demokratisierung eingetreten. Es hat sich in vielen Ländern eine moderne Mittelschicht entwickelt. Dennoch sind Korruption und Armut nach wie vor beherrschende Themen der lateinamerikanischen Politik.

Essen

Viel läuft in der lateinamerikanischen Küche über Grundnahrungsmittel wie Reis, Bohnen und Mais, die in fast jedem Essen zu finden sind. Arroz con Pollo (Reis mit Hühnchen) kann man kaum aus dem Weg gehen. Regional gibt es aber sehr viel Unterschiedliches: Viel Fleisch, exotische Früchte oder Fischgerichte. Während auf dem Lande Argentiniens die Rindersteaks zu einem Klassiker geworden sind, gibt es in den tropischen Regenwäldern des Amazonasbeckens die unterschiedlichsten Obst- und Gemüsesorten.

Sport  

Der Fußball ist die beliebteste Sportart Lateinamerikas. Argentinien und Brasilien feierten nicht nur wichtige Erfolge bei großen Turnieren. Sie brachten auch einige der größten Fußballer der Welt hervor: Pelé, Diego Maradona oder Lionel Messi. In den Straßen Rios oder Buenos Aires lernen die Kinder von klein auf die Technik am Ball. Daneben sind auch Volleyball und Basketball in Lateinamerika sehr beliebt. Bei olympischen Spielen und Weltmeisterschaften glänzten in diesem Bereisch vor allem die brasilianischen Mannschaften.