Volunteering & Reisetipps
Sabbatical: Wie organisieren Sie Ihre berufliche Auszeit?

Auszeit vom Job: Wie organisiere ich ein Sabbatical?

Dem stressigen Alltag entfliehen, sich eine Pause vom hektischen Berufsleben gönnen, einfach mal das Leben in vollen Zügen genießen – in immer mehr Menschen wächst der Wunsch nach einer Auszeit vom Job. Die immer rasanteren Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und die permanente Erreichbarkeit, die von vielen Chefs gefordert wird, sind nur zwei Gründe von vielen, die deutlich für einen Tapetenwechsel sprechen. Eine beliebte Möglichkeit für Aussteiger*innen auf Zeit ist das Sabbatical – manchmal auch Sabbatjahr genannt. Was Sie dazu alles wissen müssen und wie Sie Ihre Auszeit organisieren, verrät Ihnen der nachfolgende Artikel.

Von Jessika Fichtel

Ein ganzes Jahr Auszeit?!

Gerade weil das Sabbatical noch längst nicht zur Normalität in Deutschland geworden sind, ranken sich um dieses Thema viele Mythen und Halbwahrheiten. Ein Punkt, der immer wieder für Irritation sorgt, ist die Annahme, dass das Sabbatjahr tatsächlich ein ganzes Jahr dauern muss. Viele Angestellten können es sich beim besten Willen nicht vorstellen, dem Arbeitsplatz volle zwölf Monate fern zu bleiben und verabschieden sich daher gleich vom Gedanken an die Auszeit, noch ehe sie sich damit angefreundet haben.

Fakt ist jedoch:

Wie lang Ihr Sabbatical dauert, entscheiden Sie ganz allein. Um auch wirklich von der beruflichen Auszeit zu profitieren, sollten Sie mehrere Monate einplanen. Manchen reichen aber auch schon vier Wochen. Nach oben hin ist (zumindest theoretisch) alles offen – wenn Sie das Sabbatical im Vorfeld richtig planen.

Was anstellen mit all der freien Zeit?

Egal ob zwei, sechs oder zwölf Monate – wer sich ein Sabbatical gönnt, hat vom einen auf den anderen Tag viel freie Zeit. Wenn Sie eine Auszeit vom Job planen, sollten Sie sich bereits im Vorfeld überlegen, was Sie damit anfangen. Die gute Nachricht: Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos. Die schlechte Nachricht: Es ist unter Umständen gar nicht mal so einfach, sich für ein Sabbatical-Modell zu entscheiden.

Möglich ist beispielsweise:

  • eine Langzeitreise (in mehreren Ländern oder Kontinenten)   
  • soziales Engagement (in der Heimat-Region, deutschland- und auch weltweit) ·     
  • intensive Zeit mit der Familie  
  • die Pflege eines Angehörigen
  • die Betreuung und Erziehung des Nachwuchses (Sabbatical als Verlängerung der Elternzeit)
  • die Realisierung privater Projekte (zum Beispiel Hausbau oder Hochzeit)

Enge Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber

Die wohl größte Herausforderung für viele Angestellten ist es, das Thema Sabbatical überhaupt gegenüber dem Chef oder der Chefin anzusprechen. Die Angst, auf Unverständnis, Ablehnung oder sogar Spott zu stoßen, ist bei vielen so groß, dass Sie es nicht einmal versuchen, ihren Traum von der beruflichen Auszeit zu realisieren. Wenn Sie ein Sabbatical planen, ist es wichtig, von Anfang an eng mit Ihrem Arbeitgeber zu kooperieren. In Deutschland gibt es keinen gesetzlichen Anspruch auf eine berufliche Auszeit. Es ist daher unverzichtbar, die Chefs auf Ihre Seite zu holen und Sie vom Sabbatical zu überzeugen. Wie Ihnen das gelingt, erfahren Sie im nächsten Absatz.

Hinweis für Beamt*innen:

Was viele gar nicht wissen, ist, dass die Möglichkeit einer beruflichen Auszeit häufig im Arbeitsvertrag festgehalten ist. Beamt*innen und Lehrer*innen genießen in dieser Hinsicht eine Sonderstellung, da sie auf jeden Fall einen entsprechenden Absatz in ihrem Arbeitsvertrag finden. Ein genauer Blick in das Dokument lohnt sich auf jeden Fall.

Die Vorgesetzten vom Sabbatical überzeugen

Wer das erste Gespräch zum*zur Vorgesetzten sucht und um ein Sabbatical beten möchte, darf auf keinen Fall unvorbereitet sein. Nehmen Sie sich im Vorfeld die Zeit, Argumente zu sammeln, die für die Auszeit sprechen und bereiten Sie sich auf Fragen vor, die Ihre Chefs garantiert stellen werden. Für beides haben wir Ihnen ein paar Beispiele zusammengestellt.

Argumente, die für ein Sabbatical sprechen

  • intensive Entspannungsphase, um hinterher wieder mit frischen Kräften ans Werk zu gehen
  • Selbstfindung und neue Fokussierung
  • Weiterbildung – beispielsweise in den Bereichen Fremdsprachen und interkulturelle Kompetenz
  • gut für das Image des Unternehmens (Stichwort: Employer Branding)
  • Erweiterung des persönlichen Erfahrungsschatzes

Fragen, die Ihnen Ihre Vorgesetzten garantiert stellen werden:

  • Wie wird das Sabbatical finanziert?
  • Wer vertritt Sie in dieser Zeit?
  • Was passiert mit Aufgaben, die liegenbleiben?
  • Was geschieht, wenn ein Notfall eintritt und Sie unbedingt kontaktiert werden müssen?
  • Was ist, wenn Sie hinterher nicht mehr in dem Unternehmen arbeiten wollen?

Die Antworten auf diese (und weitere) Fragen müssen Sie natürlich selbst finden. Wichtig ist, dass Sie sie sofort parat haben und nicht erst überlegen müssen. Das verleiht Ihrem Anliegen Nachdruck und unterstreicht Ihre Willensstärke.

Weitere Hinweise für das Gespräch mit dem Arbeitgeber

  • Bringen Sie vorher in Erfahrung, wie das Unternehmen dem Sabbatical grundsätzlich gegenübersteht und ob es vielleicht schon anderen Mitarbeitern genehmigt wurde.
  • Führen Sie (falls möglich) ein Vorgespräch mit dem Betriebsrat oder der Personalabteilung.
  • Passen Sie einen geeigneten Moment ab, um das Gespräch zu Ihrem Vorgesetzten zu suchen.
  • Seien Sie flexibel und bereit, auf Ihren Arbeitgeber zuzugehen. Letztendlich müssen beiden Seiten mit den Absprachen einverstanden und kompromissbereit sein.
  • Versuchen Sie nicht, gleich alles mit einem Mal festzulegen. Die Organisation eines Sabbaticals braucht Zeit.

Wie wird ein Sabbatical finanziert?

Wenn es um die Organisation von einem Sabbatical geht, dann ist ein Thema ganz besonders wichtig: Wie kann ich mir die Auszeit leisten? Eine Information gleich vorweg: Sie müssen nicht im Lotto gewinnen, um Ihren persönlichen Traum vom Ausstieg auf Zeit zu realisieren. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Sabbatical mit dem Beruf zu vereinbaren und die Auszeit zu finanzieren.

Das Prinzip der Arbeitszeitkonten

Viele Menschen, die ein Sabbatical einlegen, finanzieren dieses inzwischen mithilfe von einem Arbeitszeitkonto. Nach Absprache mit dem Arbeitgeber (und vertraglicher Festhaltung!) können auf diesem Konto beispielsweise Überstunden, nicht genommene Urlaubstage und in Zeit „umgerechnetes“ Weihnachts- und Urlaubsgeld gesammelt werden. Dieser Prozess erstreckt sich oftmals über mehrere Jahre. Im Idealfall reichen die „angesparten“ Tage auf dem Arbeitszeitkonto aus, um das gesamte Sabbatical zu finanzieren.

Vollzeit arbeiten, Teilzeit bezahlt werden

Eine andere Möglichkeit ist folgende: Sie arbeiten über einen gewissen Zeitraum in Vollzeit, lassen sich aber nur einen bestimmten Teil Ihres Gehalts auszahlen. Der Rest wandert automatisch auf Ihr Arbeitszeit- oder Guthabenkonto und dient nach mehreren Monaten oder Jahren der Finanzierung Ihres Sabbaticals. Dieses Prinzip ist auch als Gehaltsfortzahlung bekannt.

Unbezahlter Urlaub und Ersparnisse

Wenn der Arbeitgeber nicht zu den oben genannten Möglichkeiten bereit ist oder diese aus welchem Grund auch immer nicht umgesetzt werden können, besteht immer noch die Möglichkeit, unbezahlten Urlaub zu nehmen. Diese Option setzt allerdings voraus, dass Sie genug Ersparnisse für die Zeit vom Sabbatical haben (oder eben doch noch schnell im Lotto gewinnen).

Info: Alle drei hier vorgestellten Möglichkeiten der Sabbatical-Finanzierung können selbstverständlich auch miteinander kombiniert werden. Letztendlich haben alle Angestellten andere Bedürfnisse und jede Auszeit andere Voraussetzungen. Das bedeutet wiederum, dass es „die eine Lösung für alle“ schlichtweg nicht gibt.

Eine Vertretung bestimmen

Während die Vorbereitungen für Ihr Sabbatical laufen, dürfen Sie eines nicht außer Acht lassen: Für alle anderen geht das „normale Leben“ weiter. Das bedeutet im Klartext unter anderem, dass Sie eine Kollegin oder einen Kollegen bitten müssen, Ihre Vertretung im Unternehmen zu übernehmen. Natürlich ist es schlichtweg unmöglich, dass diese Person alle Ihre Aufgaben übernimmt, doch sollte im Unternehmen zumindest jemand sein, der*die für Sie „die Stellung“ hält.

Rahmenbedingungen vertraglich festhalten

  • Wenn die wichtigsten Eckpunkte zum Sabbatical feststehen, also beispielsweise: ·     
  • wie lang die Auszeit dauert
  • von wann bis wann sie stattfindet
  • wie es finanziert wird
  • wer Ihre Vertretung ist

unter welchen Umständen Sie Ihr Arbeitgeber kontaktieren darf sollten all diese Informationen unbedingt in einem Vertrag festgehalten werden. Dieser gibt sowohl Ihnen als auch Ihrem Arbeitgeber eine gewisse Sicherheit und sogt dafür, dass alle Parteien dem Sabbatical entspannt entgegenblicken können. Außerdem haben Sie dadurch die Gewissheit, dass die Auszeit auch wirklich stattfinden wird und die Chefs nicht kurz zuvor einen Rückzieher machen.

Was gilt es sonst noch zu beachten?

Nachdem alle beruflichen Aspekte geklärt wurden, ist die Organisation Sabbatical natürlich noch lange nicht zu Ende. Wenn die Chefs grünes Licht gegeben haben, gilt es, alle privaten Angelegenheiten zu klären. Hierzu zählen beispielsweise Punkte wie:

  • Welche zusätzlichen Versicherungen brauche ich eventuell?
  • Wer kümmert sich um das Haus, während wir auf Reisen sind?
  • Lohnt es sich, die Wohnung während des Sabbaticals unterzuvermieten?
  • Müssen eventuell Verträge und Abos gekündigt oder auf Eis gelegt werden?

Natürlich hängt die Organisation vom Sabbatical immer stark davon ab, was Sie während Ihrer Auszeit machen wollen. Wer beispielsweise ein Haus bauen will, muss sich weniger um günstige Flüge und Unterkünfte, dafür aber mehr um Genehmigungen und Versicherungen kümmern.

Finden Sie eine individuelle Lösung mit ManaTapu

Gut zu wissen ist außerdem, dass Sie sich an verschiedenen Stellen Unterstützung suchen können. So hilft Ihnen ManaTapu beispielsweise dabei, ein flexibles und individuelles Sabbatical-Programm für Lateinamerika zusammenzustellen, das genau auf Ihre Wünsche und Bedürfnisse abgestimmt ist. Eines dürfen Sie bei der Organisation Ihres Sabbaticals nämlich auf keinen Fall vergessen: Vor Ihnen liegt ein wichtiger und prägender Lebensabschnitt. Genießen Sie alles, was damit zu tun hat.