Julian als Fußballehrer in Peru

Unser Freiwilliger Julian erzählt vom Sprachkurs in Lima und dem Projekt ManaTapu-Sports. Dort lernt er etwas über die Lieblingsfußballer der peruanischen Kids und ihren Blick auf das deutsche Abschneiden bei der Fußball-WM 2018.

April 2019

Zeit in Lima

Am frühen Morgen des 6. Januar machte ich mich auf den Weg von meiner Heimatstadt zum Flughafen. Ich war ziemlich aufgeregt, meine Familie und Freunde für einige Monate hinter mir zu lassen, dennoch freute ich mich schon sehr auf meine Zeit im ManaTapu-Sports Projekt in Salaverry.

Bevor mich mein Weg nach Salaverry führte, flog ich allerdings zunächst einmal nach Lima für den einwöchigen Sprach- und Orientierungskurs. Nach einem langen Flug wurde ich bereits am Flughafen von Aracely, der Sprachlehrerin in Lima, erwartet. Mit dem Auto ging es dann in das Haus Ihrer Familie, wo der Kurs die nächste Woche über stattfinden sollte. Die Bezeichnung „Sprach- und Orientierungskurs“ kann man hier durchaus wörtlich nehmen. Neben einigen Theorie-Stunden ging es jeden Tag auch gleich raus in die Stadt, wo ich das Gelernte direkt anwenden und üben konnte. Die Zeit bei Aracely war ein perfekter Start für die Zeit in Peru. Zum einen sind sie und ihre ganze Familie über alle Maßen nett und gastfreundlich. Zum anderen habe ich sehr viel aus dem Kurs mitgenommen, gerade weil mein Spanisch vor meiner Reise noch nicht so gut war.

Nach der tollen Woche bei Aracely ging es dann weiter mit dem Bus nach Trujillo und von dort aus nach Salaverry.

Das Projekt

Fußballcamp

Am nächsten Tag ging es dann auch schon gleich mit dem Projekt los. Das Fußballcamp findet im Stadion von Salaverry, dem Estadio Municipal, statt. Dreimal pro Woche wird dort den Kindern von Salaverry die Möglichkeit geboten, an dem Fußballtraining teilzunehmen. Das fußballerische Level der Kids ist bunt gemischt, da einige im Verein spielen, andere aber einfach nur in Ihrer Freizeit gerne ein bisschen kicken. Die Kinder werden in drei Altersgruppen aufgeteilt. Zunächst waren die Jüngeren im Alter zwischen 5 und 8 Jahren an der Reihe, gefolgt von den Kindern zwischen 9 und 14 und den Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren. Die Anzahl der Kinder schwankt von Training zu Training, normalerweise sind aber in jeder Gruppe nie weniger als 25-30 Kinder da gewesen. Dazu muss man sagen, dass die Teilnahme der Kinder während der Ferien deutlich grösser war als zur Schulzeit. Nach den Ferien hat die Anzahl der teilnehmenden Kinder etwas abgenommen.

Zusammen mit den beiden Trainern haben wir zunächst für jede Altersgruppe ein gemeinsames Aufwärmen durchgeführt. Dies kann entweder nur durch Laufen stattfinden, oder aber durch kleinere Aufwärmspiele. Letztere sorgen normalerweise für mehr Spaß und Motivation beim wichtigen Aufwärmen. Nach dem gemeinsamen Warmmachen wurden die einzelnen Gruppen noch einmal in Untergruppen aufgeteilt, mit denen wir, die Freiwilligen, dann verschiedene Trainingsübungen durchgespielt haben. Ob Pass-, Dribbel- oder Torschussübungen ist der Phantasie hier keine Grenze gesetzt. Mit Hütchen, Plättchen, Stangen, Ringen und einer Vielzahl an Fußbällen, sind die Trainer bestens ausgestattet. Am besten hat sich bewährt, mehrere verschiedene Übungen aufzubauen und dann mit den Gruppen zwischen den Übungen zu rotieren. So hatten die Kids den größten Spaß, da jeder mal die Möglichkeit hatte, alles auszuprobieren. Nach den Übungen gab es in den Gruppen jeweils noch ein Abschlussspiel, um das vorher Geübte gleich in der Spielsituation anzuwenden. Dabei haben wir meistens mitgespielt, um die Jungs und Mädels noch mehr zu motivieren und für mehr Spaß zu sorgen.

Austausch mit Kindern und Trainern

Die Kinder wohnen zum Großteil direkt in Salaverry oder kommen aus dem daneben gelegenen Alto Salaverry. Es hat mir stets großen Spaß gemacht, mich mit den Kindern, den Trainern und auch den Eltern über Salaverry, Peru, Deutschland und vor allem über Fußball auszutauschen. Die Kinder und ihre Eltern freuen sich sehr über die Möglichkeit, sich unter Aufsicht und Organisation zum Fußballspielen treffen zu können. Die Kinder und Jugendlichen, vor allem die kleineren Kinder, haben überhaupt keine Berührungsängste und waren immer sehr daran interessiert, Neues zu lernen. Zum einen natürlich auf ihre Fußballfertigkeiten bezogen, zum anderen aber auch über Deutschland und die deutsche Sprache. So kam immer ein schöner Austausch zustande, bei dem ich viel über Salaverry und Peru lernen konnte, die Kids dafür aber auch über Deutschland und Europa. Sehr interessant fand ich vor allem, wie weit verbreitet der europäische Fußball hier unter den Kindern und Jugendlichen ist. Fast jeder kennt die großen Vereine aus England, Spanien, Italien und Deutschland und die Spieler erst recht. Die Allermeisten haben ebenfalls mindestens ein Trikot einer europäischen Mannschaft zu Hause. Ebenfalls interessant zu erfahren fand ich, welche peruanischen Spieler geliebt und welche eher weniger gemocht werden. Die Kinder waren dafür immer sehr daran interessiert, wo genau wir herkommen, für welche Vereine wir uns begeistern und was wir zur verkorksten WM 2018 sagen... ;)

So kam neben dem Fußballcamp auch immer ein schöner kultureller Austausch zustande, welcher mir viel Freude bereitet hat.

Arbeit im Minizoo

Neben dem beschriebenen Fußballprojekt gibt es die Möglichkeit nebenbei in einem Minizoo zu arbeiten. Bei dem „Zoo“ handelt es sich um eine Tierauffangstation, in der kranken und verstoßenen Tieren ein Zuhause gegeben wird. Die Arbeit dort kann sehr flexibel und spontan gestaltet werden. Hat man Lust dort zu arbeiten, sagt man spontan Bescheid und fährt dorthin. Die Leute, die in der Auffangstation arbeiten, sind sehr offen, nett und unkompliziert. Neben Reinigungsaufgaben stehen normalerweise Gartenarbeit und Tiere füttern auf dem Programm. Der Minizoo ist etwas außerhalb von Trujillo Richtung Huanchaco gelegen. Es ist dort sehr ruhig und es herrscht ein entspanntes Klima. Es hat mir großen Spaß bereitet, im Minizoo zu arbeiten und somit die Tierauffangstation zu unterstützen.

Über das Leben in Salaverry erzählt Julian im zweiten Teil seines Erfahrungsberichtes.